Wir schreiben das Jahr 2015. Der durchschnittliche Preis pro Bitcoin liegt bei etwa 300 US-Dollar. In der Bitcoin-Community entbrennt ein Konflikt, der die Zukunft der weltweit führenden Kryptowährung maßgeblich beeinflussen sollte: die sogenannte „Blocksize-War“. Was auf den ersten Blick wie ein technisches Detail erscheint, entpuppt sich schnell als eine tiefgreifende Auseinandersetzung über die Grundprinzipien von Bitcoin und die Art und Weise, wie es skaliert werden sollte.

Bitcoin, die erste und bekannteste Kryptowährung, basiert auf einer Blockchain-Technologie, bei der Transaktionen in Blöcken gespeichert werden. Diese Blöcke haben eine maximale Größe von 1 MB, was bedeutet, dass nur eine begrenzte Anzahl von Transaktionen in einem Block verarbeitet werden kann. Mit dem wachsenden Erfolg von Bitcoin und der steigenden Anzahl von Transaktionen wurde die 1-MB-Grenze jedoch zunehmend zu einem Problem. Die Community stand vor einer entscheidenden Frage: Sollte die Blockgröße erhöht werden, um mehr Transaktionen pro Block zu ermöglichen, oder sollte man an der bestehenden Größe festhalten und alternative Skalierungslösungen finden?

Die Positionen: Small Blockers vs. Big Blockers

Die Debatte spaltete die Community in zwei Lager: die sogenannten „Small Blockers“ und die „Big Blockers“.

Small Blockers

Die Small Blockers argumentierten, dass die Blockgröße von 1 MB beibehalten werden sollte, um die Dezentralisierung und Sicherheit des Netzwerks zu gewährleisten. Sie sahen in der Begrenzung der Blockgröße einen Schutzmechanismus, der es auch kleineren Teilnehmern ermöglicht, sogenannte Full Nodes zu betreiben. Full Nodes sind essenziell für die Dezentralisierung, da sie die gesamte Blockchain speichern und verifizieren.

Darüber hinaus setzten die Small Blockers auf langfristige Lösungen wie das Lightning-Netzwerk, eine Second-Layer-Technologie, die Transaktionen außerhalb der Blockchain abwickelt und so die Hauptkette entlastet. Diese Gruppe hatte eine niedrige Zeitpräferenz und sah Bitcoin als ein langfristiges Projekt, das als globales Geldsystem fungieren sollte.

Big Blockers

Die Big Blockers hingegen forderten eine Erhöhung der Blockgröße, um die Kapazität des Netzwerks kurzfristig zu steigern. Sie argumentierten, dass größere Blöcke mehr Transaktionen pro Sekunde ermöglichen und so die Nutzererfahrung verbessern würden. Allerdings hätte eine Erhöhung der Blockgröße auch dazu geführt, dass die Anforderungen an die Hardware für das Betreiben einer Full Node steigen, was die Dezentralisierung gefährden könnte.

Die Big Blockers hatten eine hohe Zeitpräferenz und wollten Bitcoin schnell für den Massenmarkt skalieren. Ihre Vision war es, Bitcoin als Zahlungsmittel für den täglichen Gebrauch zu etablieren, auch wenn dies auf Kosten der Dezentralisierung und Sicherheit gehen könnte.

Die Folgen der Blocksize-War

Die Auseinandersetzung erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren 2017 und 2018, als mehrere rivalisierende Abspaltungen von Bitcoin entstanden. Diese sogenannten Hard Forks, wie Bitcoin Cash und Bitcoin SV, unterstützten größere Blöcke und versuchten, ihre Vision von Bitcoin durchzusetzen.

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Die Mehrheit der Nutzer und Entwickler blieb jedoch bei der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain mit einer Blockgröße von 1 MB. Diese Entscheidung führte zwar zu einem langsameren Transaktionsablauf und höheren Gebühren, bewahrte jedoch die Dezentralisierung und Sicherheit des Netzwerks.

Die Blocksize-War war mehr als nur ein technischer Streit. Sie war eine Machtdemonstration der dezentralen Konsensfindung und zeigte, wie schwierig es ist, in einem dezentralen System wie Bitcoin Entscheidungen zu treffen. Letztendlich setzte sich die Vision der Small Blockers durch, und Bitcoin blieb seinem ursprünglichen Design treu.

Fazit

Die Blocksize-War war ein entscheidender Moment in der Geschichte von Bitcoin. Sie zeigte, dass die Stärke von Bitcoin nicht nur in seiner Technologie liegt, sondern auch in der Fähigkeit seiner Community, schwierige Entscheidungen zu treffen und dabei die Grundprinzipien der Dezentralisierung und Sicherheit zu wahren.

Heute, fast ein Jahrzehnt später, ist Bitcoin weiterhin die führende Kryptowährung und ein Symbol für finanzielle Freiheit und Innovation. Die Debatte um die Blockgröße mag vorbei sein, aber die Lektionen, die daraus gezogen wurden, werden die Entwicklung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen noch lange beeinflussen.

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